Logbuch

Tagebuch einer Havarie: Die Begutachtung

Nun liege ich seit fast zwei Wochen in Hartlepool und ich habe den Verdacht, dass es noch viele Wochen mehr werden. Heute war der Gutachter da. Wir haben das Boot ausgekrant und auch das Unterwasserschiff besehen. Einen neue Anode wurde am Propeller hinten angebacht, die alte war wohl obsolet gegangen. Kommende Woche soll ich den Bericht für die Versicherung erhalten. Nur soviel vorab: Die Rudermechanik Steuerbord muß instandgesetzt werden, an Oberdeck die gesamte Reling, Sprayhood, Teile der Solarpanelbrücke, sowie das gesamte stehende Rigg und Gut sowie laufendes Gut.  Nicht zu vergessen Vorsegel, Großsegel, Lazy Bag und Lazy Jacks, E/E Komponenten am Mast sowie Winschen und Umlenkblöcke, alles weg bzw. demoliert. Das Unterwasserschiff ist insgesamt heile geblieben.

Rückblickend hatten wir ganz großes Glück, dass uns nichs passiert ist.

Es tut mir weh, wenn ich an all die abgesagten Törns denke. So eine Havarie zieht ganz schön große Kreise. Ein herzliches Dankeschön von mir an alle Mitsegler und Blue Cruise Freunde für Ihr Verständnis und die Anteilnahme. Das hat mir und meiner Psyche sehr geholfen. Jetzt heist es Ärmel hochkrempeln und einen Instandsetzungsplan machen….

Die zweite Etappe rund England…

…begann mit sehr gutem “Rückenwind”. So, 02.06.24, London themseabwärts verlassend liefen wir mit ablaufend Wasser teilweise über 10 Knoten. Ab Themsemündung ging es dann schrittweise immer mehr in nördliche Richtung. Hoch am Wind bei ziemlich kurzer und unangenehmer Welle stampften wir gegenan mit Ziel Harwich, dass wir am späten Abend mit dem letzten Tageslicht erreichten. Unterwegs hat sich der Anker aus der Halterung gelöst. Wir mußten beidrehen, um ihn wieder in die Verankerung zu bekommen. Was es nicht alles gibt. Dieses Manöver hat uns ziemlich Zeit und Strecke gekostet. In Harwich sind wir dann zwei Nächte und Tage an der Half Penny Pier geblieben, um auf besseren Wind aus günstigerer Richtung zu warten, um weiter nordwärts zu segeln. Harwich ist hübsch und der Piermeister sehr nett. Überhaupt sind alle Leute sehr nett zu uns. Am Vormittag des zweiten Tages machten wir die Leinen los, mit wenig Wind und mit Motorunterstützung fuhren wir durch die Nacht nach Grimsby, wo wir am Nachmittag des folgenden Tage festmachten. Grimsby ist leider kein ansehlicher Ort mehr. Er hat bestimmt bessere Tage erlebt. Wir beschlossen eine weitere Nachtfahrt bis Harwich. Di, 04.06.24 Bei 6 Windstärken abnehmend verließen wir am Nachmittag mit ablaufend Wasser Grimsby, um bei bestem Segelwetter, 4 Windstärken aus 35 Grad Backbord, die Nacht durchzusegeln. Mi, 05.06.24, um 03:50Uhr, ca. 5sm östlich von Scarborough erschreckte die Wache ein Krachen und der Mast, das gesamte Rigg, stürzte herab. Ein riesiger Durcheinander: Leinen, Mast, Segel im Wasser, Baum und Kicker gebrochen, die Sprayhood zerfetzt und die Reling rundherum schwer beschädigt. Ratlosigkeit und entsetzen über das was gerade passiert war. Ungläubig schauten wir auf die Szenerie. Nach unserer Schrecksekunde war klar, wir mußten die Blue Cruise von Mast und Segeln usw. befreien, damit sie eine stabile Lage im Wasser einnehmen konnte und nicht weiteren Beschädigungen ausgesetzt ist. Auserdem stellte der lose umherschlingernde Mast eine Gefahr für die Besatzung dar, der Gott sei Dank nichts passiert ist. Maschine an, stand by. Die folgenden zwei Stunden haben wir die Wanten, Fallen, Leinen und Stage gekappt und langsam ist der Mast mit allem drum und dran in den Fluten versunken. Zu allem Überfluß kam ein Ruderversager hinzu. Die Seile am Ruderquadranten hatten sich ausgehängt, was ich später im Hafen diagnostizierte und behob. Mit Notpinne fuhren wir Richtung Scarborough, wo wir mit Hilfer der RNLI vor Anker gingen und anschließend bei Hochwasser in den Hafen geschleppt wurden.

Die erste Etappe Rund England…

…ist geschafft. Wir sind bei bestem Wetter in London angekommen und liegen nun beim Greenwich Yacht Club. Vorher haben wi rnatürlich eine Themse Rundfahrt über den Nulllten Längengrad bis zur Tower Bridge gemacht. Im GYC sind wir herzlichst empfangen worden. Die Blue Cruise lag einige Tage hier an der Pier. Leider haben wir uns auf Warteposition eine Mooringleine in die Schraube gezogen. War tricky diese wieder herauszubekommen, am Ende ist es uns nach etlichen Tauchgängen gelungen. Danke an die Helfer des GYC, ohne deren Unterstützung es nicht geklappt hätte.

Medizin an Bord

Am Wochenende, 16. und 17.03. habe ich mich diesem Thema auf einem Trans Ozean Seminar beim Bayerischen Roten Kreuz in Bad Reichenhall intensiv widmen können. Dr. Rüttger Clasen und Dr. Johann Sirtl haben uns Teilnehmern in Theorie und Praxis auf das Behandeln typischer Unfall-Verletzungen an Bord vorbereitet.  Hinzu kamen die Dinge, die aus medizinischer Sicht in der Vorbereitung auf eine (längere) Segelreise wichtig sind, besonders für die Altersgruppe 50+. Vielen wertvollen Input habe ich mitgenommen und festgestellt, dass ein Verbandskasten nach DIN möglicherweise nicht ausreichend ist.

Die Unterbringung am Thumsee, Essen, Trinken, Transfers zum Unterrichtsraum waren auch perfekt organisiert. Unvergesslich wird der musikalische Teil bleiben: Am Samstagabend hat uns Dr. Johann Sirtl ein Klangerlebniss präsentiert. Gitarre, Keybord, Schifferklavier und selbstgebaute Holztrommeln und Xylophons entfesselten einen tollen Sound. Dabei wurde er durch einige Teilnehmer tatkräftig unterstützt.

Frühling wird`s

Wie die Zeit vergeht…  der Februar hatte gefühlte zwei Tage. Es gibt noch so viel zu erledigen bis die Blue Cruise wieder seeklar ist. Mitte April soll es losgehen. Bis dahin darf die Werft Yade Jachting noch Ihr Können beweisen. Ich bin zuversichtlich, dass auch dieses Jahr alle beauftragten Arbeiten rechtzeitig fertig werden und wir am 19.April in See stechen können.

Inzwischen werde ich den beginnenden Frühling an Land geniesen und mich auf die diesjährige Seeeise Rund England, durch Schottland und die Irische See vorbereiten.Jede Menge Kartenmaterial und Nautische Literatur hierzu sind in der Beschaffung.

Mitte März werde ich an einem Medizin Seminar teilnehmen, welches vom Trans Ocean Verein organisiert ist. Ich freue mich auf die Einblicke, die mir dort vermittelt werden. Meine Devise lautet <hauptsache Gesund>. In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein glückliches Händchen bei den Vorbereitungen für die Segelsaison 2024.

Ein Besuch auf der Boot 24 in Düsseldorf

Das letzte Wochenende im Januar habe ich mir für den Besuch der Bootsmesse 24 in Düsseldorf freigehalten. Meine ganz persönlichen Eindrücke seien nun im folgenden geschildert. Zunächst viel auf, dass die Bundesbahn streikte, denn am Düsseldorfer Haupbahnhof blieben die Trambahnen zur Messe ziemlich leer. Auch an den Messeeingangsbereichen waren weniger Menschen. Die Messehallen präsentierten sich hingegen voll mit Ausstellern, besser gefüllt als im vergangenen Jahr. Fast die Hälfte der Messefläche nahmen Motorboote aller Art ein, die andere Hälfte teilten sich Reiseveranstalter, Kanu, Tauchen, Segeln und jede Menge Bootszubehör und Ausrüstung. Alle gängigen Marken waren vertreten. Ich schaute insbesondere nach Sicherheitsausrüstung, Beibooten, Elektroantrieben, Frischwassererzeugern und Satellitenkommunikations-Anlagen. Letzteres habe ich leider nicht gefunden. Aber ich traf stattdessen auf einige bekannte Gesichter: Yanic von Jade Yachting in Wilhelmshaven, einen Mitschüler aus dem SSS/SHS Kurs 2022 in Glücksburg (er betreibt eine Segelschule auf Föhr) sowie einige Mitsegler der vergangenen Törns. Ich kaufte Diverses (2 Spinnlock Rettungswesten, 2 MOB Devices, 1 Catch and Lift System) direkt auf der Messe und packte einiges auf meine “zu beschaffen Liste”. Insgesamt war es ein gelungenes Wochenende, dem auch die Trambahnverspätungen aufgrund des Fußballspiels Dortmund – St.Pauli nichts anhaben konnten.

Caravan Freizeit Reisen 2024

Zum zweiten Mal bin ich als Ausstellerin auf dieser drei Tage dauernden Oldenburger Messe. Der überwiegende Teil der Messe widmet sich Caravans und Reisemobilen. Unter diesem üppigen Angebot ist Blue Cruise Segeln quasi als „segelndes Reisemobil“ ein Alleinstellungsmerkmal und Hingucker. Auf neun Quadratmetern präsentiert sich Blue Cruise Segeln mit ihrem Törnprogramm 2024 und allerlei wissenswertem Rund ums Segeln. Im Rahmen des Messevortragsprogramm halte ich einige Vorträge. Karin und Holger sind mit von der Partie und unterstützten mich. Ein großes Dankeschön Euch beiden an dieser Stelle. Und auch ein großes Dankeschön an die vielen netten Standbesucher und die vielen interessanten Gespräche.

Von Göteborg nach Oslo im August 2023

Marstrand: Blick über den Hafen

Es war eine wunderschöne dritte Etappe, die uns von Göteborg nach Oslo geführt hat. Unser erstes Ziel nach Göteborg war MARSTRAND, das auch das St.Tropez von Schweden genannt wird – ein liebenswerter kleiner Ort, dessen beiden Teile mit einer Fähre verbunden werden. Man findet Einkaufsmöglichkeiten, eine tolle Architektur und eine Burg auf dem Hügel mit sensationellen Ausblicken über die Schären. Hier mussten wir einen Tag länger verweilen als geplant, da uns nach Setzen des Vorsegels bei etwas widrigen Bedingungen (6 Beaufort) die Schot des Vorsegels gerissen ist. So sind wir in den Hafen zurückgekehrt und haben uns entschieden, hier einen weiteren Tag zu bleiben. Mich führte das über einen 5 km langen Hiking Trail über die Schären, der viele großartige Perspektiven zu Tage gefördert hat.

An der Schäre

Von Marstrand ging es dann zwei Tage bei etwas mehr Wind und Welle zuerst weiter nach MUSÖSÄLTAN, wo wir „Anlegen an der Schäre“ praktiziert haben – ein spektakuläres Manöver 🙂

Und dann weiterin die KLOKKERBUKTA am Eingang des Oslofjords, wo wir uns vor Anker gelegt haben. Zusammen haben wir knapp 100 Seemeilen in diesen zwei Tagen zurückgelegt.
An unserem vorletzten Tag ging es dann bei wenig Wind, über Kreuzen, über Flaute, über schöne 4 Beaufort Raumschots nach SON, wo uns erstmals das Duschen aufgrund fehlender Kronenstücke verwehrt blieb 😉

Die letzten 20 Seemeilen haben wir dann unter Motor bei eher herbstlichem Wetter nach Oslo zurückgelegt, wo wir am Freitagnachmittag angekommen sind. Es war eine einzigartige Erfahrung und ich bin froh, dass ich das gemacht habe und erleben durfte.
Alles Liebe für Euch!
Yvonne   (Crewmitglied)

Blue Cruise Segeln 2023 in Zahlen

Der Segelsommer in Zahlen zusammengefasst…

Blue Cruise 2023 - alles darf, nichts muss.
Blue Cruise 2023 – alles darf, nichts muss.

ich habe 26 Wochen Törns mit tollen Gästen verbracht,

+ wir haben dabei 4896 Seemeilen zurückgelegt,

+ 144 Häfen (und Orte) in 5 Länder (D, DK, SE, N, NL) angelaufen,

+ und somit mehr als 150 mal an- und abgelegt,

+ ausserdem vier Nächte geankert,

+ last but not least mehr als 70 mal geschleust,

+  und zum Schluß noch eine Nachtfahrt gemacht.